Der Beginn des neuen Jahres liegt jetzt schon einige Wochen hinter uns. Für viele Menschen war der Jahresbeginn ein guter Zeitpunkt, um Vorsätze zu fassen, im Leben etwas ändern zu wollen. Gehören Sie zu diesen Menschen? Konnten Sie schon etwas umsetzen von dem, was Sie sich vorgenommen haben? Ansonsten gibt es ja momentan eine neue Chance….
Für mich selbst ist eher der Aschermittwoch der richtige Zeitpunkt für Vorsätze. Denn da weiß ich: Der Zeitraum zum Durchhalten ist überschaubar – 7 Wochen bis Ostern. Da kann ich es gut schaffen, meine Vorsätze in die Tat umzusetzen. Ganz anders als zum Jahresbeginn – da ist kein Ende für meine Vorsätze in Sicht; es geht ins Unendliche. Mich würde das überfordern. Aber jetzt in der Fastenzeit erahne ich ja bereits das Ende der Zeit für die vorübergehende Änderung meines Lebensstils. Ostern ist in Sicht!
Fastenzeit – das ist für mich eine Zeit des Übens: Ich probiere es aus, wie es ist so ganz ohne… oder mal bewusst mit mehr… Einmal bewusst auf etwas verzichten, das in meinem Alltag vielleicht zu viel Raum und Zeit einnimmt. Oder ganz bewusst etwas in den Blick nehmen, das sonst zu kurz kommt. Das darf dann für 7 Wochen auch gerne einmal radikal oder übertrieben sein. So manches wird sich dann vielleicht auch schon von selbst korrigieren und auf ein gutes Maß einpendeln. Das rechte Maß finden – dazu finden wir in der Regel des Heiligen Benedikt, die er vor 1.500 Jahren geschrieben hat, viele Denkanstöße nicht nur für seine Ordensbrüder. Für das rechte Maß gibt die Regel Orientierung in vielen Lebensbereichen: Arbeit und Gebet, Bewegung und Ruhe, Schweigen und Reden, Alleinsein und Gemeinschaft. Es lohnt sich, dort einmal hineinzulesen.
Das richtige Gleichgewicht zu finden ist eine lebenslange Aufgabe. Das Leben soll einerseits nicht maßlos sein, weder zu radikal noch zu lasch. Das rechte Maß ist jedoch andererseits auch nicht zu verwechseln mit Mittelmäßigkeit.
In der Fastenzeit möchte ich versuchen, meinen Alltag wieder neu auszuloten, ins Gleichgewicht zu bringen, das rechte Maß in allem zu finden. Bei einer Wasserwaage ist es ausgerechnet ein kleines Luftbläschen (also ein Ort, an dem nichts ist), das die Ausgewogenheit anzeigt. Hier ist jener Punkt, von dem aus sich alles ordnet. Für mich hat dieser „Punkt“ einen Namen: Jesus Christus. An ihm möchte ich mich orientieren in dem, was mein Leben ausmacht. Jesu Botschaft ist Richtschnur oder Wasserwaage für meinen Alltag.
Das rechte Maß finden – in der überschaubaren Zeit der 7 Wochen, gerne auch vorübergehend einmal etwas radikaler, um dann an Ostern im Gleichgewicht zu sein - dazu sind wir eingeladen, immer wieder neu. In diesem Sinne wünsche ich uns allen weiterhin eine maßvolle Fastenzeit! Ihre
Monika Korten