Kirchenschließung St. Laurentius in Usingen
Im Spätsommer mussten wir die Usinger Kirche aufgrund von Erkenntnissen über den Zustand der in der Decke verbauten tragenden Balken schließen. Diese Balken sind als Leimbinder ausgeführt. Leimbinder bestehen aus flächig zu Balken verleimten Brettern.
Unser Kirchenraum hat die enorme Breite von 14,50 Metern, die durch diese Leimbinder von Wand zu Wand überbrückt werden. Dementsprechend hoch sind die Belastungen in der Dachmitte. In den späten 50er Jahren, als unsere Kirche erbaut wurde, verwendete man dazu Harnstoff-basierte Kleber, die nach heutigen Erkenntnissen unter Einwirkung von Feuchtigkeit nachlassen können. An den Dachbalken unserer Kirche kann man auch deutlich Spuren von Nässe erkennen. Diese konnte im Laufe der Jahre einerseits durch Undichtigkeiten des Daches, anderseits durch Niederschlag von Kondensat im Kirchenraum, ins Holz eindringen. Daraufhin haben wir aus den Leimbindern Proben entnommen, um den Zustand des Leimes im Fraunhofer Institut für Holzforschung zu analysieren, und anschließend von einem Baustatiker zu bewerten. Aufgrund des Zustandsberichtes haben wir den Kirchenraum mit sofortiger Wirkung geschlossen, um Gefahr für Leib und Leben auszuschließen.
Im November 2023 stürzte das Dach der Kasseler Elisabethkirche ein, ebenfalls ein Bauwerk aus den 50er Jahren, wo der gleichartige Kleber an Bindungskraft verloren hatte. Hier kamen jedoch noch weitere Fehler in der Dimensionierung der Träger hinzu.
Für unsere Kirche wurden nun Berechnungen angestellt, die ein Versagen der Leimung simulieren. Dabei wurde festgestellt dass insbesondere im Falle hoher Belastungen durch Schnee, Eis, oder Sturm, die zulässigen Lasten übertroffen würden.
Am letzten Wochenende haben wir mit einigen fleißigen Helfern alle beweglichen Ausstattungen aus dem Kirchenraum entfernt. So haben wir auch den Tabernakel in den Andachtsraum im Pfarrhaus umgezogen. Er ist nun würdig und weiterhin nutzbar aufgestellt.
Jetzt arbeitet ein Team mit der Hilfe von Fachleuten mögliche Sanierungswege aus. Um die Trägerbalken durch neue zu ersetzen, müsste man das gesamte Dach abdecken, die inneren Deckenkassetten ausbauen, um dann die vorhandenen Träger nach oben entnehmen zu können. Das würde sehr schwierig, teuer und langwierig werden.
Daher überlegen wir andere Lösungswege, wie die vorhandene Konstruktion von innen durch zusätzliche Träger unterbaut werden könnte, wobei das Dach erhalten bliebe.
Zur Zeit erörtern wir Auswirkungen auf die Architektur, die Kosten, sowie die Machbarkeit. Diese Arbeit wird einige Wochen in Anspruch nehmen. Danach können wir dann hoffentlich einen konkreten, umsetzbaren Lösungsvorschlag favorisieren.
Weiterhin muss die Frage der Finanzierung dieser Erhaltungsmaßnahme geklärt werden.
Der Statiker ist auch beauftragt, die Notwendigkeit, sowie den Umfang möglicher Sicherungsmaßnahmen über die Winterzeit, zu erörtern und zu bewerten.
Stefan Schamberg
Mitglied des Verwaltungsrates