Lichtblicke - Lasst uns träumen von einer Kirche in Beziehung


Wenn ich ehrlich bin, schreibe ich diese Zeilen mit Aufregung. Denn in unserer Kirche passiert unfassbar Schlimmes, das in Worten nicht auszudrücken ist… Das bedrückt mich, lässt mich zweifeln und fragen, wie das mit dem „authentisch Kirche sein“ überhaupt noch möglich ist. Ich bewege manches Mal die Nöte und den lauten Schrei nach Gerechtigkeit, wie sie viele in Kirche und Gesellschaft verspüren, in mir. Und: Ich finde keine Antworten.
Da bin ich froh, dass ich beten und Gott hinhalten kann, worunter Menschen und die Schöpfung leiden. Solidarität finde ich essenziell, oftmals ausbuchstabiert im banalen Alltag meines Lebens. Ich bin überzeugt davon, dass ein Stoßgebet auf irgendeine Art und Weise hilft, wenn Menschen vor meinem Bürofenster im 10-Minuten-Takt nach Pfandflaschen im Mülleimer suchen.
Vielleicht ist das ein Ansatz dafür, wie das mit dem „authentisch Kirche sein“ geht. Immer wieder stelle ich fest, dass ich rund um das Netzwerken in der Geflüchtetenarbeit auf Menschen treffe, die es ernst meinen mit der Solidarität: Da ist die Frau, die sich spontan mit um die Jobsuche für einen Ukrainer kümmert, oder eine andere, die ihre Übersetzung anbietet. Und in jeder Kommune im Usinger Land gibt es Netzwerktreffen von Menschen, die sich für Geflüchtete engagieren. Dort findet Beziehung statt. Oftmals fühle ich mich beschenkt, wenn ich auf diese Treffen zurückblicke. Und es ist ein kleines Wunder, wenn Geflüchtete, die ihre Heimat unfreiwillig verlassen haben, nach wenigen Wochen erste Sätze in meiner Sprache sprechen.
Was ich sagen will: Es kommt etwas spürbar und sichtbar Gutes in Gang, wenn sich Caritas vollzieht. Caritas ist ein Dialog. Ich bin oftmals einfach da und werde von anderen reich beschenkt. Für mich sind das die Lichtblicke im Berufsalltag. Kirche in Beziehung.
Pia Aporta, Caritasmitarbeiterin im Pastoralteam