Ökumene
Mit dem Vers „Alle sollen eins sein…“ aus dem 17. Kapitel des Johannesevangeliums lässt sich die Zeit des Miteinanders der evangelischen und katholischen Gemeinden gut beschreiben. Dieser Vers aus dem sogenannten „Hohepriesterlichen Gebet“ Jesu macht deutlich, um was es bei dem ökumenischen Miteinander geht; denn weiter heißt es in dem Vers: „wie Du, Vater, in mir bist und ich in Dir bin , sollen auch sie in uns eins sein, damit die Welt glaubt, dass Du mich gesandt hast.“
Vater und Sohn sind unterschieden und gehören doch zusammen – sie sind eins. Die Einigkeit auf die Jesus hier so nachdrücklich verweist, hat ein deutliches Ziel: „damit die Welt glaubt.“ Wenn der christliche Glaube heute in unserer Welt Menschen überzeugen soll, wenn Menschen sich heute von Jesus Christus „angezogen fühlen“ sollen, dann ist diese Einheit unerlässlich und biblisch auch geboten. Aber Einheit bedeutet dabei nicht Einheitlichkeit: So wie Jesus und der Vater eins sind, bleiben sie auch unterschieden: Einheit in der Unterschiedenheit, Einheit in der Vielheit, so können wir vielleicht heute sagen.
Einordnen lassen sich auf diesem Hintergrund auch die verschiedenen Traditionen in den Kirchen, die dabei ihre je eigene Berechtigung haben. Die andere Konfession, ihre Sichtweise und Erfahrung kann für das eigene Bekenntnis Anstoß und Herausforderung sein, die eigene Glaubensprägung zu bedenken und manchmal auch zu hinterfragen. Das ist über viele Jahre, sogar Jahrhunderte nicht gut gelungen. Oft genug waren dabei Gründe mit im Spiel, die außerhalb der Kirchen und ihres Glaubens lagen. Der jeweilige Landesfürst bestimmte, oft genug aus machtpolitischen Erwägungen, welche Konfession seine Untertanen annehmen mussten. Es galt das alte „cuius regio, eius religio“, d. h. „in wessen Region man lebte, dessen Religion hatte man anzunehmen.“
Das hat sich heute glücklicherweise längst verändert. Evangelische und katholische Christen begegnen sich heute, um Erfahrungen miteinander auf ihrem Glaubensweg zu machen. Sie lassen sich von biblischen Texten, von Gebeten und Symbolen anregen, um die Stimme Gottes in ihrem Leben zu hören. „In allem Gott zu suchen und zu finden“, so hat es vor mehr als 500 Jahren Ignatius von Loyola, der Begründer des Jesuitenordens ausgedrückt. Ein vielfältiges Miteinander kennzeichnet daher heute die Ökumene in den verschieden Orten: seien es Gemeindefeste, Stadtkirchentage, Gesprächskreise, Exerzitien im Alltag und vieles Andere mehr. Entscheidend ist aber immer wieder auch der gemeinsame der Einsatz für andere Menschen, wie etwa das Engagement für die Flüchtlinge, denn besonders da wird das verbindende des Glaubens handfest. Es ist die Gewissheit und der Auftrag den Anbruch des Reiches Gottes immer mehr lebendige Wirklichkeit werden zu lassen.
Ökumene wird gelebt "vor Ort". Auskunft über gemeinsames "Unterwegssein" können die Seelsorger/innen geben.