Beten Sie mit uns (von zu Hause aus)...
Herzliche Einladung, mit uns zu beten, wenn Sie krankheits- oder altersbedingt nicht mehr unsere Gottesdienste besuchen können: i.d.R. samstags um 18.30 Uhr (zum Gebetsläuten). Sie brauchen dazu nur ein Gesangbuch und die unten stehenden Impulse.
Abfolge (z.B.): GL 627/1 - Schriftvers und Impuls - GL 631/4 - Gebet(slied) - GL 632/2 - GL 632/4.
Lesen Sie bitte unten weiter...
Ein Link zu Ausmalbildern für Kinder findet sich unter den Impulsen.
LICHTBLICKE - Gebetsimpulse im April und Mai 2025
5. Fastensonntag – C (05./06.04.; Misereor): Altes und neues Leben
Aus dem Evangelium: „[Jesus Christus spricht zur Ehebrecherin:] Auch ich verurteile Dich nicht. Geh´ und sündige von jetzt an nicht mehr.“ (Joh 8,11).--- Impuls: Haben Sie sich schon einmal „wie neu geboren“ gefühlt? Vielfältige Erfahrungen können dahinterstehen wie z.B. die Erfahrung wirklicher Vergebung, in der mir eine neue Chance, ja ein neues Leben geschenkt wurde… --- Wie neu geboren muss sich auch das Volk Israel gefühlt haben, an das Jesaja damals folgende ermutigende Verheißung Gottes weitergab (vgl. Jes 43,16-21): Da ist die Rede von einem Weg durch die Steppe, von einer Straße durch die Wüste; Wasser wird in der Steppe fließen und ganze Ströme die Wüste durchziehen, um das Gottes auserwähltes Volk zu tränken. Schaut nur hin: Es gibt bereits im Hier und Heute Vorzeichen, das Gott etwas Neues macht: Die Feinde sind vernichtet, das Volk braucht nicht mehr an Früheres zu denken und nicht mehr auf das Vergangene zu achten. --- Die österliche Bußzeit lädt uns ein, die Versöhnung mit Gott und den Mitmenschen zu suchen. Daran will uns Jesus Christus (wie übrigens auch der Name des Bischöflichen Hilfswerkes „Misereor“ – „Ich erbarme mich“) mit seinem Handeln an der Ehebrecherin (vgl. Joh 8,1-11) erinnern: Gott hat Erbarmen mit uns sündigen Menschen, er verurteilt nicht, sondern er ermöglicht und schenkt uns ein neues Leben; doch dieses neue Leben ist und bleibt nicht nur eine aus Gnade geschenkte Gabe, sondern eine stetig neue Aufgabe. Das verdeutlicht der Apostel Paulus heute im Rückblick auf sein altes Leben (vor seiner Bekehrung) und im Vorausblick auf sein neues Lebensziel (vgl. Phil 3,8-14): Mit seinem alten Leben als Christenverfolger, das er mehr als geringachtet, hat er abgeschlossen; er weiß, dass er durch die Gnade Gottes vergessen darf, was hinter ihm liegt. Wichtig ist für ihn nun, sich und sein ganzes Leben nach dem auszurichten, was vor ihm ist: nämlich nach dem „Siegespreis“, nach der himmlischen Berufung, die Gott ihm und uns allen in Jesus Christus schenkt. Wenn wir selbst barmherzig sind, Schuld vergeben, Versöhnung stiften, geben wir das weiter, was wir selbst empfangen haben: die Barmherzigkeit Gottes; wir bleiben so unserer neuen Aufgabe treu und ermöglichen selbst neues Leben. --- Gebet (GL 272,2): „Hilf unser´m Glauben, wenn mutlos wir werden; / Lichtblick und Freude erblühen aus Dir. / Dein Reich des Friedens lass´ wachsen auf Erden; / Werkzeuge Deiner Verheißung sind wir. / Lehr´ uns, aus Glaube und Liebe zu handeln / und so uns selbst und die Welt zu verwandeln.“ Amen.
Jesus Christus hat für uns gelitten und ist begraben worden. Ohne Jesu Kreuz und Leiden, die die stärksten Zeichen göttlicher Barmherzigkeit mit uns Menschen darstellen, gibt es keine Auferstehung. Wenn an diesem Sonntag in unseren Gottesdiensträumen nach altem Brauch Kreuze verhüllt werden, kann man dahinter auch die Absicht sehen, den Augen ein Fasten zu verordnen. Wenn man etwas nicht mehr direkt vor Augen sieht, prägt es sich oft (wieder) tiefer ins Bewusstsein ein. Die Verhüllung dessen, der als Weizenkorn in die Erde fällt und stirbt (vgl. Joh 12,24), kann uns so zur Mahnung werden, Kreuz und Leiden Jesu als stärkste Zeichen der göttlichen Barmherzigkeit nicht einfach zugunsten der Auferstehung auszublenden…
Palmsonntag - C (12./13.04.) – Hilf doch, Du König des Gottesreiches!
Aus dem Evangelium: „[Das Volk rief beim Einzug Jesu in Jerusalem:] Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Herrlichkeit in der Höhe!“ (Lk 19,38).--- Impuls: Mit dem Palmsonntag wird die Heilige Woche eröffnet. Wir gedenken der letzten Tage Jesu in Jerusalem, übertragen die Geschehnisse von damals in unserer Zeit und vergegenwärtigen sie. Auf diese Weise begegnen wir jenem „König der Juden“ (vgl. Lk 23,3), der unter dem Jubel des Volkes in Jerusalem einzieht und der seinen Weg bis zum Kreuz geht. Mit dem aramäischen „Hos(i)anna!“ – „Hilf doch!“ rufen wir diesen König in Zeiten äußerer (Krankheit, Krieg, Teuerung…) und auch innerer Bedrängnis (Glaubenszweifel, Ängste…) um seine Hilfe an. Wie in einem Zeitraffer sind wir heute mit ihm unterwegs und er mit uns – hinein nach Jerusalem und bis hinauf nach Golgatha ans Kreuz. Wir dürfen darauf vertrauen, dass er unseren Lebensweg begleitet wie wir den seinen. … und wir werden erfahren, dass am Ende eben genau nicht die Finsternis die Macht hat (vgl. Lk 22,53) und nicht Kreuz und Tod siegen, sondern die Liebe und das Leben; dass so auch wir unser altes Leben hinter uns lassen können und uns neues Leben geschenkt wird (vgl. den 5. Fastensonntag); dass v.a. mit diesem letzten Weg Jesu, dessen Königtum nicht von dieser Welt ist (vgl. Joh 18,36ff.), Gottes Reich der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens schon jetzt in unserer Welt anbricht. Dieses Reich gibt Jesus all denen, die in allen Prüfungen und in aller äußeren und inneren Bedrängnis treu bei ihm ausharren (vgl. Lk 22,28ff.)! Dass er dieses Versprechen zuverlässig hält, zeigt Jesus zum einen bei seinem Einzug in Jerusalem: Auf die Aufforderung einiger Pharisäer, er solle seine Jünger zum Schweigen bringen, erwidert er nur, dass dann stattdessen die Steine schreien würden (vgl. Lk 19,40). Er zeigt es aber auch am Kreuz: Als ihn der eine mitgekreuzigte Verbrecher nicht (wie der andere mitgekreuzigte Verbrecher) verspottet, sondern um Anteilhabe am Reich Gottes bittet, sichert ihm Jesu zu, mit ihm zusammen ins Paradies einzuziehen (vgl. Lk 23,42f. – eine Textpassage übrigens, die nur bei Lukas vorkommt). Allerdings wirft es auch ein nicht ganz so gutes Licht auf diejenigen, die (vermeintlich) treu bei Jesus ausharren, aber dann doch irgendwann versagen: die Jünger, die auf dem Ölberg, als Jesus angsterfüllt betet, vor Erschöpfung schlafen und so (wie Jesus) in Versuchung geraten, den Plan Gottes doch noch irgendwie zu umgehen; wie Judas, der den Menschensohn aus Enttäuschung mit einem Kuss verrät (vgl. Lk 22,47f.); wie einer der Begleiter Jesu, der bei dessen Verhaftung alle Mahnungen zur Liebe vergisst, nur an Gegengewalt denkt und einem der Häscher ein Ohr abschlägt (vgl. Lk 22,47-51); wie Petrus, der dem „König der Juden“ in den Hof des hohepriesterlichen Palastes folgt, ihn dreimal verleugnet und danach bitterlich weint (vgl. Lk 22,54-62). --- Gott ist unser Helfer und Begleiter in allen äußerlichen Notlagen und auch in aller innerlichen Bedrängnis. Mit der Zuversicht geht der „Gottesknecht“ seinen Weg durch das Leiden (vgl. Jes 50,7) und auch Jesus den Weg seiner Erniedrigung am Kreuz und seiner Erhöhung in der Auferstehung (vgl. Phil 2,6-11). Im Vertrauen auf die Hilfe Gottes in allen Lebenslagen und auf eine Anteilhabe am Reich Gottes, in dem wir Gemeinschaft mit unserem König haben und in dem wir uns vor nichts und niemanden mehr zu fürchten brauchen (auch den Tod nicht), können auch wir so ermuntert und getröstet in die Feier dieser Heiligen Woche gehen. --- Gebet (GL 804,1+3): „Du König auf dem Kreuzesthron, / Herr Jesus Christus, Gottes Sohn: / Dein Herz, verwundet und betrübt, / hat uns bis in den Tod geliebt. – Du Quell, der unser Leben nährt, / o Herz, das sich für uns verzehrt, / schließ´ uns in Deine Liebe ein, / und lass´ uns immer bei Dir sein.“ Amen.
Gründonnerstag (17.04.) – Dienende Liebe und (Todes-)Angst
Aus der Hl. Schrift: „Als er auf Erden lebte, hat er mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte, und er ist erhört und aus seiner Angst befreit worden." (Hebr 5,7).--- Impuls: Die Liturgie des Gründonnerstags gibt uns die Möglichkeit, Jesus am Beginn seines Leidensweges beizustehen. Wir begehen zunächst das Gedächtnis an das letzte Abendmahl, das Jesus im Abendmahlssaal mit seinen Jüngern vor seinem Tod feiert und in dem er durch die Gaben Brot und Wein seinen Kreuzestod als Erlösungstat aus Liebe für uns deutet (vgl. Lk 22,14-23). Die Lesungstexte (Ex 12,1-8.11-14; 1 Kor 11,23-26) erinnern uns dabei (als Vor-Bild) an die Feier des Pesachmahles, das das Volk Israel als Erinnerung an den Auszug aus dem ägyptischen Sklavenhaus feiert: So wie das Blut des Lammes, mit dem die Türpfosten der israelitischen Häuser bestrichen wurden, das Volk vor dem von Gott über Ägypten verhängten, vernichtenden Unheil gerettet hat (vgl. Ex 12,13), so bringt uns das Blut, das Jesus am Kreuz vergossen hat, das Heil – die rettende Gemeinschaft mit Gott, innerhalb derer wir uns vor nichts und niemandem mehr zu fürchten brauchen. Ohne sein Blut, in das in jeder Eucharistiefeier der Wein verwandelt wird, gibt es keine Vergebung der Sünden (vgl. Hebr 9,22); auf ihm gründet sich der neue Bund, den Gott mit seinem Volk schließt, den diesen Volk entweder annehmen oder auch zurückweisen kann und dessen Mittelpunkt Jesus Christus als das Leben spendendes Wort ist (vgl. Joh 1,14-18); der Kelch, der den gewandelten Wein enthält, wird von Jesus als vergegenwärtigende Erinnerung an seine Person und an diesen Bundesschluss verwendet (vgl. dazu 1 Kor 11,23-26). --- Dieser neue Bund mit Gott ist zugleich ein „Liebesbund“. Das zeigt uns das heutige Johannesevangelium, wo berichtet wird, wie der „König des Gottesreiches“ (vgl. den Palmsonntag) im Abendmahlssaal seinen Jüngern Liebe bis zur Vollendung erweist und ihnen diese Liebe als Vermächtnis hinterlässt (vgl. Joh 13,1.5.15). Somit sind auch wir wie die Jünger an den Abendmahlstisch eingeladen; er reicht uns das Brot, seinen Leib, und den Wein, sein Blut, damit auch wir Anteil haben an seiner Liebe und ihrer Vollendung im Tod am Kreuz. Lassen wir unser Reden und Handeln vom Geist Jesu, vom Geist dienender Liebe erfüllt sein. --- Im Garten Getsemani und in seiner Passion durchlebt und durchleidet unser König Jesus Christus dann die Abgründe menschlichen Daseins wie Angst, Verrat, Verleugnung, Grausamkeit usw. (vgl. Lk 22,39-23,56), die aus der Angst des Menschen um sich selbst entstehen und auch uns immer wieder lähmen und zum Bösen verleiten. --- Legen wir darum (wie in der Komplet - dem Nachtgebet der Kirche) unser Leben und das all derer, die uns am Herzen liegen, in die Hände des barmherzigen Gottes. Mit dem siegreichen Retter an unserer Seite werden auch wir (wie er – vgl. Hebr 5,7) unsere Angst um uns selbst durch den Glauben besiegen, können so die Nächte unseres Lebens durchstehen und werden fähig, uns unserem Nächsten wieder neu liebend zuzuwenden. --- Gebet (GL [alt] 299,3): „Manchmal spüren wir Gottes Liebe, / manchmal spüren wir nichts. / Begleite uns, Herr, / wenn die Ängste kommen.“ Amen.
Karfreitag (18.04.) - GeHEILt!
Aus der Hl. Schrift: „Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt." (Jes 53,5d; 1 Petr. 2,24f.).--- Impuls: Noch immer terrorisiert das Böse in seinen vielfältigsten Erscheinungsweisen (z.B. auch als Krieg im Osten Europas) unsere Welt. Dass wir also durch Jesu Wunden geheilt seien, muss da zwangsläufig wie eine Selbsttäuschung, eine Illusion – ja als billiger Trost – erscheinen... --- Die Passionsgeschichte, die heute in der Liturgie der Kirche gelesen wird (vgl. Joh 18,1 - 19,42), zeigt uns jedoch eindrücklich, was mit dem sehr oft missbrauchten Wort „Heil“ wirklich gemeint ist: In der grausamen Erniedrigung Jesu Christi, also mitten im absoluten „Un-Heil“, bricht gleichzeitig auch seine Erhöhung, seine Verherrlichung und damit auch für uns das „ewige Heil“ und unsere Heilung an: Denn die Aussage des Soldaten während der Geißelung Jesu („Heil Dir, König der Juden!“, Joh 19,3) – eigentlich als bissiger Spott gedacht – wird letztlich – ins Gegenteil verkehrt – wirklich wahr: Der König der Juden, dessen Königtum aber nicht von dieser Welt ist (Joh 18,36f.; vgl. auch Joh 19,12-16a.19-21), gelangt durch Leiden und Kreuzestod ins Heil; so erreicht er sein „Ziel“, auf das hin seine dienende Liebe (vgl. Gründonnerstag) ausgerichtet war. …und wer an diese Erhöhung des Menschensohnes inmitten seiner Erniedrigung glaubt und seine Hände in allen Lebenskrisen voller Vertrauen in Gottes Hände legt, sich damit in die Geborgenheit bei ihm und in die Gemeinschaft mit ihm flüchtet, für den gibt es wirklich kein Unheil (kein Leid, keine Tränen, keinen Tod) mehr. Insofern erfüllt sich in Jesus das, was der Prophet Jesaja einst in seinem vierten Gottesknechtslied verheißen hat: Er trägt unsere Krankheiten, lädt unsere Schmerzen auf sich, wird wegen unserer Verbrechen durchbohrt und wegen unserer Sünden zermalmt; doch liegt diese Strafe zu unserem Heil auf ihm, denn durch seine Wunden sind wir geheilt (vgl. Jes 53,4-5). Mit Maria und Johannes stehen wir so am heutigen Tage mit unter dem Kreuz Jesu (vgl. Joh 19,25ff.); auch wir werden so zu Zeugen seiner Heilstat für uns. --- Er, der dem göttlichen Willen gemäß durch sein Leiden zur Vollendung gelangt ist, ist daher für alle, die ihm folgen, zum Urheber des ewigen Heiles geworden (vgl. Hebr. 5,8-9). Darum sind wir heute auch umso mehr eingeladen, unsere Anliegen und unsere „un-heile“ Welt im Kleinen wie im Großen vor den Gekreuzigten zu bringen und das Kreuz als „Baum des Heiles“ zu verehren; nur so werden wir Gnade und Erbarmen finden und Hilfe zur rechten Zeit erlangen (vgl. Hebr. 4,16). --- Wenn der Leib Jesu schließlich ins Grab gelegt wird und somit sein irdisches Dasein seinen traurigen Abschluss findet, erhoffen wir zusammen mit allen Glaubenden (wenn uns auch noch Angst, Sorge und Trauer belasten) voll gespannter Erwartung die Erfüllung der Verheißung, dass Gott uns nicht im Unheil lässt, sondern uns heilt, dass er das Leben will und nicht den Tod (vgl. Mk 12,27parr.). --- Gebet (GL 268,5): "Ja, öffne mir den stummen Mund; dann tu´ ich allen Menschen kund, was Großes Du an mir getan, wie Du mich nahmst in Gnaden an, dass, wer Dir fern ist, sich bekehrt und so auch in Dir Heil erfährt. Amen."
Osternacht (19.04./20.04.) – Vom Dunkel ins Licht – ERLÖST!
Aus der Hl. Schrift: „Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben." (Röm 6,4). --- Impuls: Eigentlich im Licht der aufgehenden Sonne des Ostermorgens versammeln sich die christlichen Gemeinden zur Feier der Auferstehung Jesu Christi und damit zur Feier des Mittelpunkts des christlichen Glaubens: dass nämlich auch wir uns als Getaufte und Glaubende durch Jesu Leiden, Sterben und Auferstehung im Heiligen Geist bleibend bei Gott geborgen wissen dürfen; diese neu geschenkte Gemeinschaft mit Gott kann uns nichts und niemand mehr nehmen – auch der Tod nicht: Wer das glaubt, kann die Befreiung von der Angst um sich selbst erfahren und erhält die Chance, sich dem Nächsten wieder in Liebe zuzuwenden. Darin besteht letztlich unser „Heil“ und unsere „Heilung“, von denen in den Schriftlesungen der letzten Tage immer wieder neu die Rede war. Durch Jesu Wunden sind wir wahrhaft geHEILt (vgl. Karfreitag)! --- Die Schrifttexte der Osternacht beleuchten diese zentrale Glaubensaussage von verschiedenen Seiten und beschreiben den Weg unseren Herrn Jesus Christus, der auch der unsere sein bzw. werden soll, als Weg vom Dunkel zum Licht: Mit der Auferstehung Jesu wird auch der guten ersten Schöpfung Gottes (vgl. Gen 1,1-2,2) durch den Heiligen Geist neues Leben eingehaucht (vgl. auch Ps 104,30); sie – und wir mit ihr – werden eine neue Schöpfung (vgl. 2 Kor 5,17). Mit der Auferstehung Jesu werden die Getauften endgültig von der Knechtschaft des Todes befreit (der Tod hat keine Macht mehr über sie), so wie Gott das Volk Israel damals endgültig am Roten Meer von der Knechtschaft Ägyptens befreit hat (vgl. Ex 15,1-18). In der Auferstehung Jesu erfüllt sich endgültig, was der Prophet Ezechiel (vgl. Ez 36,16-17a.18-28) einst dem in Babylon gefangenem Volk verheißt. Es darf heim in sein Land (und damit in die Gemeinschaft mit seinem Gott) zurück; mehr noch: Gott erneuert sein Volk, indem er ihm ein neues Herz und einen neuen Geist gibt… Endlich wird sich nun die Sehnsucht des Menschen erfüllen, den irdischen Machtbereich von Schuld, Sünde und Tod zu verlassen und in den göttlichen Machtbereich von Gottes vergebenden Liebe zu gelangen, wobei die Bilder von Gottes „Haus“, seinem heiligen „Berg“ und seiner „Wohnung“ (vgl. dazu Ps 43,3) zu bildhaften Vergleichen für jene bleibende Lebensgemeinschaft mit und bei Gott werden. Anteil an dieser göttlichen Lebensgemeinschaft erhält derjenige, der mit Christus in der Taufe stirbt und so durch die vielen Tode des Lebens und den endgültigen Tod am Lebensende hindurch zu einem Leben in Fülle bei Gott auferweckt wird (vgl. Röm 6,3-11). So erweist sich mit der Auferstehung Jesu, dass Gott wirklich ein Gott von Lebenden und nicht von Toten ist (vgl. Mk 12,27). Wenn daher die Frauen am Ostermorgen wegen der Salbung des Leichnams Jesu zum Grab kommen, den weggewälzten Stein sehen und ratlos stehen bleiben, als sie ein leeres Grab vorfinden, trifft sie die Mahnung der „Männer in leuchtenden Gewändern“ zurecht, den Lebenden nicht bei den Toten zu suchen und neben Jesu Ankündigung seines Leidens und seiner Kreuzigung auch der seiner Auferstehung zu glauben (vgl. Lk 24,1-8); mögen auch wir die Verkündigung der Frauen nicht (wie die Apostel!) für Geschwätz halten, dem man keinen Glauben schenken sollte (vgl. Lk 24,9-11), sondern mögen wir vielmehr (mindestens!) mit Petrus zum Grab eilen, die Leinenbinden liegen sehen und voll Verwunderung über das, was geschehen war, wieder nach Hause gehen (vgl. Lk 24,12). --- Gebet(GL 779,2): "Dir danken nun, Herr Jesus Christ, / die Völker aller Zungen, / dass Du vom Tod erstanden bist, das Heil uns hast errungen. / Herr, bleib´ bei uns, wenn´s Abend wird, / dass wir nicht irregeh´n. / So wird die Herde wie der Hirt / einst glorreich aufersteh´n. Halleluja. Amen."
Ostermontag (21.04.) – Unterwegs nach Emmaus
Aus dem Evangelium: "Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“ (Lk 24,32). --- Impuls: Am ersten Tag der Woche sind zwei Jünger auf dem Weg in das ca. 11,5 km von Jerusalem entfernt liegende Dorf Emmaus und tauschen sich aus über das, was sich seit dem Kreuzestod Jesu ereignet hat (vgl. Lk 24,13.14)… Welche Gedanken, welche Ängste, Sorgen und Nöte bringen wir in unseren Herzen in den Gottesdienst mit? Erfahrungen, die uns traurig gestimmt oder vielleicht sogar niedergeschmettert haben? Zerbrochene Beziehungen? Krankheit? Das beängstigende Säbelrasseln machtbesessener Staatsmänner? Den Krieg in der Ukraine und seine Folgen für ganz Europa…? --- Als die Jünger so unterwegs sind, tritt der auferstandene Jesus hinzu; aber die Jünger erkennen ihn nicht. Er spürt ihre Niedergeschlagenheit, fragt nach dem Grund und einer der Jünger namens Kleopas berichtet ihm von den Ereignissen in Jerusalem (vgl. Lk 24,13-24)… Auch in unseren Gottesdiensten tritt der Auferstandene an unsere Seite, und wir können ihm unser Herz ausschütten. --- Der Auferstandene reagiert auf die Kurzsichtigkeit, die Begriffsstutzigkeit der Jünger, indem er ihnen anhand der gesamten Heiligen Schrift darlegt, dass der Menschensohn all das habe erleiden müssen, um so wieder in die Gemeinschaft mit Gott, seinem Vater, „in seine Herrlichkeit“ zu gelangen… (vgl. Lk 24,25-27). Auch uns spricht heute (wie in jedem Gottesdienst) Jesus selbst (!) wieder die tröstende Botschaft der Heiligen Schrift zu. Wir hören, dass Gott Jesus von den Wehen des Todes befreit und auferweckt hat und dass dieser Jesus nach seiner Erhöhung zum Vater den Heiligen Geist, den Lebensspender, den er selbst empfangen hat, auf seine Jünger ausgießt (vgl. Apg 2,24.32.33). Wie Jesus lebt, so leben auch wir – in der Gemeinschaft mit Gott durch Jesus Christus im Heiligen Geist schon hier und heute. Das ist nach Paulus (vgl. 1 Kor 15,1-8.11) die unverzichtbare Grundlage des Evangeliums und unseres Glaubens. --- Die drei Wanderer kommen in Emmaus an; der Auferstandene will weitergehen, doch die beiden Jünger bitten ihn, bei ihnen zu bleiben; als der Auferstandene das Brot bricht und es an sie austeilt, erkennen sie in ihrem Begleiter den auferstandenen Christus, der sich aber sogleich ihren Blicken entzieht (vgl. Lk 24,28-31). Wenn uns das gebrochene, eucharistische Brot gereicht wird, erkennen auch wir darin den gegenwärtigen Christus. Es ist der intensivste Augenblick der Begegnung mit ihm. Mit ihm erscheint auch das Vergangene in neuem Licht und wie die beiden Emmausjünger werden auch wir Menschen mit brennenden Herzen. --- Noch in der selben Stunde kehren die Emmausjünger nach Jerusalem zurück und bezeugen vor den elf Aposteln und den anderen Jüngern, dass sie dem Auferstandenen begegnet sind und wie sie ihn beim Brotbrechen erkannt haben (vgl. Lk 24,33-55). Wie sie kehren auch wir (nach dem Gottesdienst) wieder zurück in den Alltag. Gleichzeitig sind jedoch wir auch ausgesandt, allen mit brennendem Herzen von unserer Begegnung mit dem Auferstandenen zu erzählen – und davon, dass wir durch Jesu Gang vom Dunkel zum Licht erlöst sind (vgl. den Ostersonntag) und dass die bleibende Gemeinschaft mit ihm das Leben schenkt über all unsere Sorgen, Ängste und Nöte dieser Welt, ja sogar über den Tod hinaus. --- Gebet (GL 325,1+3): „Bleibe bei uns, Du Wand´rer durch die Zeit. / Schon sinkt die Welt in Nacht und Dunkelheit. / Gehe nicht vorüber, kehre bei uns ein. / Sei unser Gast und teile Brot und Wein. – Weihe uns ganz in Dein Geheimnis ein. / Lass´ uns Dich seh´n im letzten Abendschein. / Herr, Deine Herrlichkeit erkennen wir: / Lebend und sterbend bleiben wir in Dir.“ Amen.
2. Ostersonntag (26.04./27.04.) – Begegnung
Aus dem Evangelium: "[Jesus] trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: ´Friede sei mit euch!´ Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.“ (Joh 20,19b.20). --- Impuls: Wie die vielen Christ(inn)en in den 2000 Jahren vor uns leben auch wir aus der Erfahrung von Ostern. Die Osterfahrung wirkt gemeindebildend, wenn sich Gemeinde im Gottesdienst um den auferstandenen Christus versammelt. In dieser aus der Ostererfahrung entstehenden „Christusgemeinschaft“ haben alle ihren Platz: Große und Kleine, Starke und Schwache, Sünder und Fromme, die Zweifler und diejenigen, die fest im Glauben (zu) stehen (meinen). --- Die Begegnung mit dem Auferstandenen im Wort der Heiligen Schrift und in der Eucharistie lässt uns Kraft finden für unser Leben und stärkt unseren Glauben, was auch die Erfahrung der Emmausjünger war (vgl. Ostermontag). Denn der Glaube fällt nicht einfach vom Himmel, er braucht immer die konkrete Erfahrung. Freilich könnten wir mit Paulus sagen, dass der Glaube in der Botschaft gründet und die Botschaft im Worte Christi (vgl. Röm 10,17), dass der Glaube also vom Hören auf Gottes Wort, das andere uns weitersagen, kommt. Und doch ist die Reaktion des Apostels Thomas im heutigen Evangelium (vgl. Joh 20,19-31) verständlich und nachvollziehbar: Er mag der Auferstehungsverkündigung der anderen Jünger nicht einfach Glauben schenken, sondern fordert im wahrsten Sinne des Wortes „greifbare“ Beweise für die Auferstehung Jesu – sozusagen eine eigene Begegnung mit Jesus, eine eigene „Ostererfahrung“ (vgl. Joh 20,25); denn in den Osterevangelien sind es ja immer wieder die direkten Begegnungen mit dem Auferstandenen, die einen tragfähigen Glauben bewirken. So darf der Apostel Thomas schließlich doch mit den Fingern die Hände Jesu berühren und seine Hände in die Seite des Auferstandenen legen, bevor er sich zum Auferstandenen bekennt (vgl. Joh 20,26-28). Glauben ist also kein (schon gar nicht leichtfertigtes!) Über- oder Annehmen irgendwelcher Wahrheiten, die man irgendwo hört… Glaube braucht immer konkrete Erfahrungen, um tragfähig zu sein und um wirkmächtig zu werden. Das gilt auch gerade für die Zeit nach Jesu Himmelfahrt, als die direkten Erscheinungen des Auferstandenen ausbleiben. Vielfach bezeugt die Heilige Schrift die Wirkmächtigkeit und die heilende Kraft der Erfahrung der Christusgemeinschaft: Die Apostelgeschichte z.B. berichtet (vgl. Apg 5,12-16), dass viele Menschen zum Glauben kommen, weil sie an Leib und/oder Seele durch den Auferstandenen, der durch die Apostel wirkt, geheilt werden; es genügt da sogar, dass nur der Schatten des Petrus auf einen Kranken fällt. Hier wird die Erfahrung der Heilung zur Ostererfahrung, die Glauben bewirkt… Auch die Berufungsgeschichte des Sehers Johannes ist eine Ostererfahrung – eine Erfahrung der „Christusgemeinschaft“: Er schaut in einer Vision den, der lebt, der Macht hat über Leben und Tod, über Welten und Zeiten, und erhält durch diesen den Auftrag aufzuschreiben, was er gesehen hat, was ist und was geschehen wird (vgl. Offb 1,9-11a.12-13.17-19); ohne diese Erfahrung hätte „Bruder Johannes“ wohl gar nicht erst angefangen zu schreiben. --- Wenn wir heute wieder (in der Kirche/ zu Hause) Gottesdienst feiern, sind auch wir eingeladen, dem Auferstandenen leibhaftig zu begegnen und unsere je eigene Ostererfahrung oder Erfahrung der Christusgemeinschaft machen. Wir können dabei den Auferstandenen nicht „direkt“ oder unvermittelt sehen wie Thomas, aber wir hören aus der Heiligen Schrift von seinen Wundern und Zeichen, die uns im Glauben stärken sollen (vgl. Joh 20,30f.); wir können ihn in den Worten der Heiligen Schrift sogar selbst sprechen hören und ihn (wenn möglich) im eucharistischen Brot in uns aufnehmen. Wir gehören daher zu den wahrhaft „Seligen“, weil wir ihn zwar nicht direkt sehen, aber doch seine Gegenwart unter uns leibhaft spüren können (vgl. Joh 20,29). Solche Begegnungen mit dem Auferstandenen (im Gottesdienst) können unseren Glauben, der im Alltag mitunter durch Sorgen, Nöte und Zweifel angefochten ist, stärken, sie können uns heilen und uns helfen, den Alltag zu bestehen – gerade dann, wenn er durch Krisen wild durcheinandergeschüttelt wird. --- Gebet (GL 497,4): „Kann ich nicht wie Thomas schau´n die Wunden rot, / bet´ ich dennoch gläubig: ´Du, mein Herr und Gott!´ / Tief und tiefer werde dieser Glaube mein, / fester lass´ die Hoffnung, treu die Liebe sein.“ Amen.
3. Ostersonntag (03.05./04.05.) - Gegenwart
Aus dem Evangelium: „Jesus sagte zu ihnen: ´Kommt her und esst!´ Keiner von den Jüngern wagte zu fragen: ´Wer bist Du?´ Denn sie wussten, dass es der Herr war.“ (Joh 21,12.13).--- Impuls: Die Osterfeiertage und der Weiße Sonntag sind vorüber. Der allzu oft (und gerade in Krisenzeiten) mühsame Alltag holt uns wieder ein. So erging es damals auch den Jüngern Jesu (vgl. Joh 21,1-3): Schon bald nach Ostern kehren sie zu ihrer gewohnten Arbeit zurück, doch bleibt ihr nächtliches Fischen auf dem See von Tiberias trotz aller Mühe erfolglos. Sie machen die Erfahrung, dass ihnen ohne Jesus Christus nichts gelingt; mehr noch: Ihr Erfolg scheint am Wort und am Willen Jesu hängen… Was tun – jetzt, wo er „weg“ ist…? Sind es doch gerade die direkten Begegnungen mit dem Auferstandenen, die den Glauben stärken (vgl. den Weißen Sonntag). --- Doch dann erfahren die Jünger die Gegenwart des Auferstandenen, der ihnen sagt, was zu tun ist, sie zum Mahl einlädt und sie zur Nachfolge auffordert (vgl. Joh 21,4-19). Wie ist das bei uns? Nehmen wir die Gegenwart Jesu Christi wahr in unserem Leben und bei unserer alltäglichen Arbeit – ihn, der uns sagt, was wir tun sollen, der uns immer wieder neu zu seinem Mahl einlädt und uns zur Nachfolge auffordert? --- Bei jeder Gottesdienstfeier – v.a. immer dann, wenn sich eine Gemeinde zum Gottesdienst in der Kirche versammelt oder auch von zu Hause aus im Gebet mit dabei ist – ist der Auferstandene auf vielerlei Weise unter uns gegenwärtig: in der Gestalt des Priesters, besonders in den eucharistischen Gaben von Brot und Wein, in der Feier der Sakramente, in seinem Wort, wenn die Kirche betet und singt (wie das Vat. II sagt). --- Selbst im Leben ist der Auferstandene stets an unserer Seite, wenn wir unser Leben selbst zum „Gottesdienst“ werden lassen, ihm nachfolgen und (wenn auch in Bedrängnis) den bezeugen, den Gott als Herrscher und Retter an seine rechte Seite erhöht hat, um seinem Volk die Umkehr und die Vergebung der Sünden zu schenken (vgl. Apg 5,31). --- Tod und Auferstehung Jesu haben die zeitliche und räumliche Begrenzung seiner Gegenwart aufgebrochen und aus ihr eine universelle werden lassen. Das Lamm, das sich für uns Menschen am Kreuz hingegeben hat, das nun im Himmel erhöht neben den göttlichen Thron erhöht ist und dem nun alle Geschöpfe im Himmel und auf Erden Ehre erweisen (vgl. Offb 5,11-14), ist keineswegs entrückt in unerreichbare Ferne. Ostern hat diesen Himmel auf die Erde geholt. So kann der Auferstandene allen Menschen – gerade auch denen, die gefangen sind in Schuld und Sünde, die ihr Leben als mühselig empfinden oder in ihrem Leben vielfältigen Bedrängnissen ausgesetzt sind – nahe sein und sein Erbarmen schenken. Die durch Jesus Christus geschenkte Gemeinschaft mit Gott im Himmel – schon jetzt, in diesem Leben, dann aber im Tod endgültig – kann uns nichts und niemand mehr nehmen. Wir haben also keinen Grund, trotz aller Beschwernisse in diesem Leben nicht in Jubel über Gottes Liebeserweise an uns Menschen auszubrechen! --- Gebet (vgl. GL 776,2): „Sohn des Vaters, ein geboren, / Jesus Christus, Gotteslamm. / Du, der rettend, was verloren, / aller Sünden auf sich nahm, / mögst erhören unser Flehen, / mit Erbarmen auf uns sehen! / Dir sei Ehre, Gloria, / jetzt und ewig, Gloria!“. Amen.
4. Ostersonntag (10.05./11.05.) – Auf den Guten Hirten hören
Aus dem Evangelium: „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben." (Joh 10,27).--- Impuls: Immer wieder gibt es in unserem Leben (Um-) Brüche und unvorhergesehene Veränderungen. Vielleicht haben Sie eine solche Erfahrung jüngst im Zusammenhang mit einer Erkrankung oder einem anderen Schicksalsschlag gemacht… An solchen „Lebenswenden“ fragen wir uns dann oft, in welche Richtung wir denn nun in unserem Leben weitergehen sollen… Je länger diese „Selbstorientierungsphasen“ dauern, desto mehr können sie Ausdruck einer gewissen Orientierungslosigkeit sein; bietet sich uns Menschen doch eine große Fülle von Sinnstif-tungsangeboten und Möglichkeiten an, die uns eine Entscheidung erschweren können… Wie gut ist es dann, jemanden zu haben, der uns an die Hand nimmt und uns einen für uns passenden Weg weist... --- Jesus Christus kann für uns der gute Hirte sein, der durch seine Auferstehung immer bei uns gegenwärtig sein kann (vgl. den 3. Ostersonntag), der uns gerade in schwierigen Zeiten an der Hand nimmt und dem wir uns in allen Lebenslagen anvertrauen können: Sein wegweisendes Wort führt niemals in die Irre, sein Weg der liebenden Nachfolge lohnt sich; v.a. ist er selbst es, der uns Geborgenheit in der großen Familie Gottes schenkt und uns so in die Fülle des Lebens führt (vgl. Joh 10,27). --- Diese Botschaft soll allen Menschen verkündet werden – eine Erfahrung, die auch Paulus und Bárnabas auf einer ihrer Missionsreisen machen. Dadurch, dass sie bei den Juden mit ihrer Missionstätigkeit auf heftigen Widerstand stoßen und sogar Verfolgung erleiden, wenden sie sich nun den Nicht-Juden zu. So erfahren sie, was es heißt, Licht für alle Völker zu sein, damit das Heil Gottes bis an die Enden der Erde reicht (vgl. Apg 13,14.43b-52). --- Dadurch, dass manche auf die Stimme des guten Hirten, der durch die Zeug(inn)en spricht, hören und andere nicht, nimmt die Mission „globale“ Züge an. So war es damals, so kann es auch heute noch sein. Darum nämlich sieht der Seher Johannes in seiner himmlischen Vision von den Erlösten im Himmel (vgl. Offb 7,9.14b-17) eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen. Diese kommen zwar aus der „großen Bedrängnis“ (auch sie haben – manchmal einschneidende – „Lebenswenden“ erlebt), sind nun aber bei Gott vollendet; denn der Auferstandene (bei Johannes als „Osterlamm“ bezeichnet) ist es, der sie als der Gute Hirte weidet und zu den Quellen führt, aus denen das Wasser unvergänglichen Lebens strömt. --- Gebet (GL 366,1+3): „Jesus Christus, guter Hirte, / Hohepriester, Osterlamm, / für das Lamm, das sich verirrte, / starbst Du an dem Kreuzesstamm. – Baum des Lebens, Strom des Heiles, / edler Weinstock, Himmelsbrot, / Du nur kennst und führst die Deinen / in das Leben aus dem Tod. – Wort des Vaters, off´ne Türe, / Licht der Stadt Jerusalem, / lass´ uns Deine Stimme hören, / lass´ uns Deine Wege geh´n." Amen.
5. Ostersonntag (17./18.05.) – Alles neu (macht der Mai?)
Aus dem Evangelium: „Ein neues Gebot gebe ich euch: ´Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben." (Joh 13,34).--- Impuls: Unsere Gesellschaft ist nicht nur manchmal von Orientierungslosigkeit geprägt (vgl. den 4. Ostersonntag); sie ist v.a. auch eine Wegwerfgesellschaft: Alles muss (möglichst schnell) „neu“ sein. Mit ihrer Forderung nach stetig Neuem versucht z.B. die Werbung, an die Urerwartung des Menschen zu appellieren, dass es nicht gut ist, wenn alles so bleibt, wie es ist… Muss aber wirklich alles neu sein? --- Eines ist wahrhaft notwendig: die Erneuerung unserer Welt… – und wir Christen wissen auch, dass wir diese Erneuerung nicht selbst, nicht allein aus uns heraus machen können. Auch sie ist letztlich eine Gabe Gottes. Wenn wir uns zum Gottesdienst versammeln, bringen wir uns mit den neuen Lebenskräften unseres auferstandenen Herrn Jesus Christus in Berührung. Er schreibt uns das Gebot der Nächstenliebe wieder neu ins Herz (vgl. Joh 13,34) und baut so an jenem neuen Himmel und jener neuen Erde weiter, die der Seher Johannes in seiner Vision schaut; durch die Liebe entsteht jene neue Welt, in der wahrhaft alles neu ist und in der es keine Niedergeschlagenheit, kein Ausgebranntsein, keine Mutlosig-keit, keine Verzweiflung, keine Mühsal, keine Tränen, keine Trauer, keine Klage und keinen Tod mehr gibt (vgl. Offb. 21,1-5a). --- Die Liebe ist dabei sozusagen das „Lebensgesetz“ dieser neuen Schöpfung; das heißt auch, dass wir Christ/innen bei der Erneuerung der Welt Mitverantwortung tragen durch das, was wir sagen, tun und sind. Dass es dabei wirklich um eine Mitverantwortlichkeit und nicht um eine Alleinverantwortlichkeit geht, zeigt sich z.B. an dem Bericht, den die Apostel Paulus und Bárnabas den Jüngern in Antióchia, dem Ausgangs- und Zielpunkt ihrer Missionsreise, von ihrer Verkündigungstätigkeit geben: Gott nämlich ist es, der mit ihnen zusammen Neues gewirkt hat, denn auch den Nicht-Juden („Heiden“) hat er aus Liebe die Tür zum Glauben geöffnet (vgl. Apg 14,27). Sind wir bereit, uns aus Liebe auf Neuland zu wagen? --- Gebet (GL 446,2+3): „Lass´ uns in Deinem Namen, Herr, / die nötigen Schritte tun. / Gib uns den Mut, voll Liebe, Herr, / heute die Wahrheit zu leben. – Lass´ uns in Deinem Namen, Herr, / die nötigen Schritte tun. / Gib uns den Mut, voll Hoffnung, Herr, / heute von vorn zu beginnen.“ Amen.
6. Ostersonntag (24.05./25.05.) - Unruhestifter
Aus dem Evangelium: „Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ (Joh 14,26).--- Impuls: Die Erneuerung der Welt und ihre Durchgestaltung in Liebe gehören zum wesentlichen Auftrag des Christen (vgl. den 5. Ostersonntag). Jedoch erfordern diese bei uns Bewegungs- und Veränderungsbereitschaft; denn nur dort, wo es beides gibt, ist auch Leben. Würde die Kirche nicht unentwegt vor neue Herausforderungen, Aufgaben und Fragen gestellt, um deren Bewältigung und Lösung sie sich mit Gottes Hilfe mühen (und manchmal auch heftig ringen!) muss, wäre sie tot! Wer alles nur beim Alten belassen will, der vergisst den Auftrag Christi und verliert die Not der Menschen aus den Augen. Der Geist der Wahrheit und des Friedens, der Geist Jesu Christi, ist dabei der wahre „Unruhestifter“, der die Gemeinden zu allen Zeiten und damit auch uns an das Wort und den Auftrag Jesu erinnert (vgl. Joh 14,26). --- Dort, wo Unruhe ist, ist der Heilige Geist am Werk. Was das bedeuten kann, erfahren z.B. die Apostel Paulus und Barnabas, als sie in der Christengemein-de in Antióchia in eine heftige Auseinandersetzung darüber hineingeraten, ob sich denn Nicht-Juden, wenn sie Christen werden wollen, auch wie die Juden beschneiden lassen müssen (vgl. Apg 15,1ff.) – ein Problem, das sich natürlich erst zu dem Zeitpunkt stellt, als das Christentum v.a. durch die Missionstätigkeit der Apostel über die Grenzen des jüdischen Volkes hinauswächst. Die Entscheidung, die in Jerusalem durch die Apostel und Ältesten – und (das betont die Apostelgeschichte ausdrücklich!) unter Mitwirkung des Heiligen Geistes (vgl. Apg 15,28) – gefällt wird, lautet: Es gibt zwar einige „Auflagen“, die Nicht-Juden beachten müssen, die Beschneidung jedoch gehört ausdrücklich nicht dazu… --- Wo dem verändernden Wirken des Heiligen Geistes Raum gegeben wird, wo Herausforderungen angenommen, Aufgaben gemeistert und Probleme gelöst werden, da wächst das himmlische Jerusalem schon in dieser Welt – da wird die „heilige Stadt“, die der Seher Johannes vom Himmel herabkommen sieht, deren Mitte Gott selbst ist und die durch das Licht des Auferstandenen erleuchtet wird (vgl. Offb. 21,10f.22f.), schon im Hier und Heute in unserer Welt Wirklichkeit. Nur da, wo der Heilige Geist wirken darf, gibt es sie: jene Leben spendende und bleibende Gemeinschaft mit Gott, zu der uns Jesus Christus durch seine Auferstehung von den Toten den Zugang eröffnet hat; nur dort wohnt Gott wirklich auf Erden. --- Gebet (GL 543,4): „Lehr´ mich den Weg zum Leben, / führ´ mich nach Deinem Wort. / So will ich Zeugnis geben, / von Dir mein Heil und Hort. / Durch Deinen Geist, Herr, stärke mich, / dass ich Dein Wort festhalte, / von Herzen fürchte Dich.“ Amen.
Christi Himmelfahrt (29.05.) – Vater-Tag
Aus dem Evangelium: „´Ich werde die Gabe, die mein Vater verheißen hat, zu euch herabsenden.´ […] Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben…“ (Lk 24,49.51).--- Impuls: Das heutige Hochfest „Christi Himmelfahrt“ wurde im alltäglichen Sprachgebrauch schon lange durch den „Vatertag“ verdrängt… Trotzdem können auch wir Christ/innen den Tag heute „Vater-Tag“ nennen, denn Jesus Christus ist heimgekehrt zu seinem Vater im Himmel, zum Vater der Herrlichkeit (vgl. Eph 1,17), weshalb heute zunächst einmal Jesu „Vater-Tag“ ist! Als Gabe seines Vaters wird er uns den Heiligen Geist senden (vgl. Lk 24,49), der uns als „Unruhestifter“ (vgl. den 6. Ostersonntag) befähigt, in der Welt Zeugnis zu geben – für den Auferstandenen und auch für das Heil, das Gott allen Menschen durch ihn schenken möchte (vgl. Apg 1,5.8) --- Jesus ist allerdings in seiner Himmelfahrt nicht in für uns unerreichbare Sphären entrückt worden; er eröffnet uns so vielmehr ein neues Zusammensein mit ihm – ein Zusammensein, das alle Grenzen und Zeiten sprengt: Jesus Christus hat uns durch seine Auferstehung Anteil am neuen Leben bei Gott gegeben. Darum dürfen auch wir mit der Gewissheit leben, dass wir zur selben Herrlichkeit des Vaters berufen sind, in die Jesus Christus uns bei seiner Himmelfahrt vorausgegangen ist. Die Kirche wird zum Leib dessen und von dem erfüllt, der das All ganz und gar beherrscht (vgl. Eph 1,23). Dieses „An-Christus-Hängen“ eröffnet uns also einen neuen und lebendigen Weg zum „Heiligtum“ (vgl. Hebr 9,19.20) – zur Gemeinschaft mit dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, was sich dann mit der Herab-sendung des Heiligen Geistes an Pfingsten schon jetzt in diesem Leben vollends erfüllen wird. So wird der „Vater-Tag“ Jesu auch der unsere. --- Gebet (vgl. GL 785,1+3+7): „Im Himmel hochverherrlicht ist, Halleluja, / der Völker Heiland Jesus Christ, Halleluja! – Erhöht in seines Vaters Reich, Halleluja, / bleibt er bei seinem Volk zugleich, Halleluja. – O lass´ uns leben in der Zeit, Halleluja, / Herr, für Dein Reich der Herrlichkeit, Halleluja.“ Amen.
7. Ostersonntag (31.05./01.06.) – Für die Einheit der Christen (Gebetsnovene)
Aus dem Evangelium: „Alle sollen eins sein: Wie Du, Vater, in mir bist und ich in Dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass Du mich gesandt hast." (Joh 17, 21).--- Gebet: Unser „Vater-Tag“ (vgl. Christi Himmelfahrt) zeigt uns, dass nicht nur dem Auferstandenen, sondern auch allen, die an ihn standhaft glauben, der Himmel offensteht. „Himmel“ meint in diesem Zusammenhang die unmittelbare Teilhabe an der „Herrlichkeit“ Jesu Christi, d.h. an der Lebensgemeinschaft Gottes, die wir in dieser Welt nur vermittelt wahrnehmen können. Einen Vorgeschmack dieser Anteilhabe am Himmel erfährt der erste Märtyrer Stephanus unmittelbar vor seinem Steinigungstod: Er schaut die Herrlichkeit Gottes und sieht den geöffneten Himmel und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen (vgl. Apg 7, 55-56). Und der Seher Johannes verheißt denen, die in Jesus Christus (vielleicht sogar bis in den Tod) den bekennen, vor und nach dem es keinen anderen Gott und Retter gibt, einen Anteil am Baum des Lebens und einen Zugang in die himmlische Stadt (vgl. Offb. 22,12-14). --- Im Himmel, der Lebensgemeinschaft mit Gott, herrscht eine Einheit, die vollends durch die Liebe bestimmt wird, nicht aber Einheitlichkeit: Gott ist ein Gott und doch ist er erfahrbar als Vater (als Liebender), als Sohn (Geliebter) und als Heiliger Geist (Liebe). Als Abbild dieser göttlichen Lebensgemeinschaft soll die Christengemeinde auf Erden zwar nicht einheitlich, aber doch in Liebe eins sein. Um genau diese Einheit bittet Jesus Christus seinen Vater (vgl. Joh 17,21.22a), damit alle, die standhaft glauben, auch dort sind, wo er ist (nämlich ganz nahe bei Gott) und in der göttlichen Liebe ihre Erfüllung und ihre Vollendung finden (vgl. Joh 17,24.26). Stimmen wir in dieser Zeit zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten mit ein in das älteste christliche „Neun-Tage-Gebet“ („Novene“) und beten um die Einheit der Christen, weil wir nur geeint glaubhaft die Liebe Gottes bezeugen können. --- Gebet (GL 477,3): „Neu schafft des Geistes Wehen das Angesicht der Welt / und lässt ein Volk erstehen, das er sich auserwählt. / Hilf Gott, dass einig werde / Dein Volk in dieser Zeit - / ein Hirt und eine Herde / vereint in Ewigkeit.“ Amen.
Anregungen zu diesen Impulsen wurden i.d.R. entnommen aus: Andreas Gottschalk, Fürbitten in der Gemeinde für die Sonn- und Feiertage. Lesejahr C (Freiburg im Breisgau 2009).
☺ TIPP: Ausmalbilder für Kinder zu den Evangelientexten findet man unter: www.erzbistum-koeln.de/seelsorge_und_glaube/ehe_und_familie/familie_und_kinder/glauben_leben/familienliturgie/ausmalbilder_und_textseiten/
LICHTBLICKE - Gebetsimpulse im März 2025
Aschermittwoch (05.03.): Vergängliches und Ewiges
Aus dem Evangelium: „Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es Dir vergelten.“ (Mt 6,4.6.18).
Impuls: Heute beginnen wir die 40tägige, österliche Bußzeit, deren Ziel die Vorbereitung auf die Feier des Todes und der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus durch die echte Umkehr von falschen Wegen ist. Als Mahnung wird den Gläubigen daher heute auf die Stirn ein Kreuz aus Asche gezeichnet; diese ist in vielen Religionen – auch im Christentum – Zeichen der Trauer über Verlorenes und Zeichen der Buße, wenn Schuld mit im Spiel war; Asche weist v.a. aber auch darauf hin, dass unser irdisches Leben vergänglich ist. Wenn wir uns an Jesus Christus halten, muss uns das aber keine Angst machen, denn er hat die Schuld, den Tod, die Vergänglichkeit überwunden, schenkt uns Anteil an der göttlichen Lebensge-meinschaft und damit ewiges Leben (vgl. z.B. 2 Kor 5,21). Die österliche Bußzeit bietet uns eine Chance auf dieses neue Leben, das der Auferstandene auch in uns erwecken will. Insofern kann das Aschenkreuz auch dazu einladen, uns grundsätzlich zu fragen, was in unserem irdischen Leben wirklich wichtig ist, was wirklich Bedeutung hat für die Ewigkeit. Darum mahnt der Prophet Joel (vgl. Joel 2,12-18), bei der Umkehr nicht auf Äußerlichkeiten wie das Zerreißen der Kleider zu setzen; denn lediglich die innere, von Herzen kommende Umkehr – das „Zerreißen des Herzens“ – vermag das Erbarmen des barmherzigen und gütigen Gottes mit seinem Volk zu wecken (vgl. Joel 2,13). --- Auch Jesus warnt im heutigen Evangelium (vgl. Mt 6,1-6.16-18) vor einer auf Äußerlichkeiten bedachten Glaubenspraxis. Almosen geben ohne Aufsehen, das Beten hinter verschlossenen Türen, eine Fasten ohne trübseliges Aussehen… – darin besteht letztlich eine Glaubenspraxis, die Gott, der auch das Verborgene sieht, dem Menschen anrechnet und die so bis in die Ewigkeit hineinreicht. In diesem Sinne ist schließlich auch die Bitte des Paulus zu verstehen, nicht nur „die Schau zu machen“, sondern sich im Hier und Jetzt durch wirkliche innere Umkehr durch unseren Retter Jesus Christus mit Gott versöhnen zu lassen – denn jetzt ist die Zeit der Gnade und der Tag der Rettung gekommen… (vgl. 2 Kor 5,20; 6,2).
Gebet (GL 93,5): „Gott, lass´ uns Dein Heil schauen, / auf nichts Vergänglich´s trauen, / nicht Eitelkeit uns freu´n; / lass´ uns einfältig werden / und vor Dir, Herr, auf Erden / wie Kinder fromm und fröhlich sein.“ Amen.
1. Fastensonntag - C (08.03./09.03.): Gott allein dienen
Aus dem Evangelium: „In der Schrift steht: Vor dem Herrn, Deinem Gott, sollst Du Dich niederwerfen und ihm allein dienen.“ (Lk 4,8).
Impuls: Der Aschermittwoch hat uns auch dazu gemahnt, in unserer Glaubenspraxis nicht auf Äußerlichkeiten zu setzen (vgl. Aschermittwoch). Nun ist uns wieder eine Zeit geschenkt, in der wir innerlich umkehren, aufrichtige Buße zeigen, unseren Blick auf Gott neu ausrichten, unser Leben erneuern, in der Erkenntnis Jesu Christi voranschreiten und die Kraft seiner Erlösungstat durch ein Leben aus dem Glauben sichtbar machen können (vgl. das heutige Tagesgebet). Doch wir können gewiss sein: So wie Jesus infrage gestellt und in Versuchung geführt wurde, so werden auch wir dabei immer wieder infrage gestellt und sind den zahllosen Versuchungen unserer Zeit ausgesetzt – einer Zeit, in der es modern geworden ist, Missstände, Fehler und Versagen fast immer nur bei den anderen – in Politik, Kirche, Gesellschaft – zu suchen und diese als Rechtfertigung für eigenes (vielleicht ebenso falsches) Handeln zu nehmen oder eigenes Fehlverhalten einfach auszublenden. Die Schriftlesungen des 1. Fastensonntags wollen uns dazu anzuregen, uns zu fragen, vor wem oder was wir uns in unserem Leben wirklich niederwerfen, was oder wem wir wirklich dienen und welchen Versuchungen wir erliegen… --- Die Messlatte, an der sich auch unser Verhalten messen lassen muss, gibt uns z.B. Dtn 26,4-10 vor: Vor dem Gott, der die Klageschreie seines in Ägypten versklavten Volkes gehört, dessen Bedrängnis gesehen und der es mit starker Hand ins verheißene Land geführt hat… – vor diesem Gott allein soll man sich niederwerfen. Dem folgt auch Jesus: Während seines 40tägigen Wüstenzugs wird er durch den Teufel versucht. Dieser will Jesus alle Macht auf Erden geben, wenn er sich nur vor ihm, dem Teufel, niederwirft; Jesus aber hat dieses Macht ja schon längst inne und erwidert, dass man sich nur vor Gott niederwerfen und nur ihm dienen solle (vgl. Lk 4,5-8); genauso widersteht Jesus auch mit dem Verweis auf Gottes Leben spendendes Wort (vgl. Mt 4,4b) der Versuchung, irdischen Bedürfnissen zu frönen (vgl. Lk 4,2-4), oder auch der, einem anderen Auftrag zu folgen als dem, den Gott ihm zugedacht hat (vgl. Lk 4,9-12). Lukas deutet übrigens auch an, dass Jesus diesen Versuchungen nicht ein für alle Mal widersteht, sondern sich ihnen immer wieder neu stellen werden muss (vgl. Lk 4,13) – wie wir! --- Die Begründung, warum unsere Verehrung nur Gott gelten soll, liefert Paulus (vgl. Röm 10,8-13) und bezieht sich dabei auf eine Versuchung, der heute scheinbar sehr viele erliegen: sich der Verantwortung für die regel-mäßige Erneuerung seines Glaubens zu entziehen… Nur der, der Jesus stets als den Herrn mit dem Mund bekennt, und im Herzen glaubt, dass Gott diesen Jesus von den Toten auferweckt hat, wird gerettet werden (vgl. Röm 10,9). --- Wovor werfen wir uns nieder?
Gebet (GL 381,4): „Behüt´ mich vor der stolzen Welt, / die allen Sinn dahingestellt, / von Dir mich abzuwenden. / Wenn sie nicht wird mein Meister sein, / so bleib´ ich, durch die Gnade rein, / in Deinen guten Händen.“ Amen.
2. Fastensonntag – C (15.03./16.03.): Licht und Dunkel
Aus dem Evangelium: „Während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes, und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und plötzlich redeten […] mit ihm […] Mose und Elija; sie erschienen in strahlendem Licht und sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte.“ (Lk 9,30-31).
Impuls: Wer zum Gottesdienst kommt, begegnet anderen Menschen, v.a. aber Gott und seinem Sohn Jesus Christus. Wer zum Gottesdienst kommt, hält Gott sein Leben mit dessen Höhen und Tiefen hin. Denn in jedem Leben gibt es Höhepunkte und Lichtblicke, die uns aufleben lassen und neue Kraft schenken; es gibt aber auch die Tiefpunkte, Blicke ins Dunkel wie Schicksalsschläge, ein eintöniger, grauer Alltag etc. Beim Marsch durch das Dunkel unseres Lebens hilft v.a. aber das Wort Gottes, der uns treu auf allen Wegstrecken des Lebens begleitet. Davon geben die Propheten und die Apostel Zeugnis, v.a. aber Jesus Christus, Gottes auserwählter Sohn, der uns Bruder und Wegbegleiter geworden ist. Aber das beste Zeugnis nützt nichts, wenn ihm keinen Glauben geschenkt wird. --- Dort wo Mensch Gott ver-traut und allein ihm dient (vgl. den 1. Fastensonntag), da ist Gottes Beistand in jeder Lebens-lage nicht fern. Abraham z.B. glaubt der Verheißung Gottes, dass er eine zahlreiche Nachkom-menschaft erwarten könne; er erlangt also Gerechtigkeit in den Augen Gottes, weil er glaubt. „Lohn“ dieses Glaubens ist ein Bundesschluss zwischen ihm und Gott; und dieser Bundes-schluss ereignet sich im Rahmen einer Opferhandlung, die sich in einer nächtlichen Vision und im Zusammenspiel zwischen Dunkelheit (tiefer Schlaf und unheimliche Angst auf Seiten Abrahams, Finsternis) und Helligkeit (rauchender Ofen, lodernde Fackel) vollzieht (vgl. Gen 15,5-12.17-18). --- Ein ähnliches Zusammenspiel von Licht und Dunkelheit wie bei diesem „Vor-Bild“ erleben wir dann bei der Verklärung Jesu Christi auf dem Berg Tabor (Lk 9,28b-36): Jesus steht zwar für einen kurzen Augenblick im strahlenden und von aller Lebenslast befreienden Licht der Vollendung, in das auch wir zusammen mit den Jüngern schon einmal einen Blick werfen dürfen (kein Wunder, dass Petrus dort Hütten bauen will!). Aber alle müs-sen wieder ins Dunkel zurück; ja - es ist sogar mit auf dem Berg: Jesus, Mose und Elija sprechen über Jesu „Ende“ in Jerusalem (vgl. Lk 9,31; gemeint ist das Dunkel seines Kreuzes-todes), das strahlende Licht muss die Jünger erst aus dem Schlaf wecken (Lk 9,32), die Wolke der göttlichen Gegenwart wirft einen Schatten auf die Jünger und schürt Angst, als diese in sie hineingeraten (Lk 9,34). Dem Bundesschluss bei Abraham korrespondiert im Evangelium der göttliche Ruf aus der Wolke, auf den auserwählten Sohn zu hören und ihm Glauben zu schenken (vgl. Lk 9,35); denn er wird es sein, der am Kreuz den neuen Bund besiegeln wird... --- Jesu´ froh machende Botschaft besteht darin, dass (wie bei ihm so auch bei uns!) das Licht der Vollendung und nicht das Dunkel des Todes das letzte Wort hat. Daher betont Paulus die Notwendigkeit, fest in der Gemeinschaft mit dem Herrn zu stehen, der in der Vollendung, in der himmlischen Heimat auch unseren armseligen und der Finsternis verhafteten Leib in die Gestalt seines lichten, verherrlichten Leibes verwandeln wird (vgl. Phil 3,20-4,1).
Gebet (GL 149,2+3): „Unser Wissen und Verstand / ist mit Finsternis umhüllet, / wo nicht Deines Geistes Hand / uns mit hellem Licht erfüllet. / Gutes denken, tun und dichten, / musst Du selbst in uns verrichten. - O Du Glanz der Herrlichkeit, / Licht vom Licht, aus Gott geboren, / mach´ uns allesamt bereit, / öffne Herzen, Mund und Ohren; / unser Bitten, Fleh´n und Singen / lass´, Herr Jesu, wohl gelingen.“ Amen.
3. Fastensonntag – C (22.03./23.03.): Das Leid und die Umkehr
Aus dem Evangelium: „Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt. […] Vielleicht bringt [der Feigenbaum] doch noch Früchte, wenn nicht, dann lass´ ihn umhauen.“ (Lk 13,3.5.9).
Impuls: Unsere Welt und unser Leben sind (manchmal) kompliziert. Lichtblicke und Dunkelheiten bestimmen sie (vgl. den 2. Fastensonntag), doch scheint oft die Dunkelheit die Oberhand zu haben; denn so manches erschüttert uns oder zieht uns gar den Boden unter den Füßen weg. Fragen und Zweifel, ob Gott wirklich (für uns) da ist, tauchen dann auf: Warum lässt er so viel Leid, so viel Unheil zu? Die gegenwärtige Kirchen- und Gotteskrise sollte uns Mahnung sein, gerade solch existentiell wichtige Fragen nicht leichtfertig zu übergehen. --- Zu allen Zeiten haben Menschen mit ihrer Beziehung zu Gott und mit ihrem Glauben gekämpft. In diese Situation hinein hören wir heute Gottes Zusage an Mose, dass ihn das Leid der Menschen nicht kalt lässt und ihn zum Handeln bewegt. Gott offenbart sich Menschen wie Mose, den er zu seinem, in Ägypten versklavten Volk als Befreier sendet, und nennt seinen Namen: Er ist der „Ich-bin-da“ – ein Gott, der immer anwesend ist, der rettet, der heilt (vgl. Ex 3,1-8a.13-15.). --- Dieser Gott offenbart sich auch immer wieder neu in unserem Retter Jesus Christus, der alle zur Umkehr aufruft, weil alle Menschen in gleicher Weise schuldbe-laden sind (vgl. Lk 13,1-5): Alle Menschen laufen Gefahr, wegen ihrer Sünde umzukommen; doch auch allen wird noch eine Schonfrist gewährt, was das Gleichnis vom Feigenbaum (vgl. Lk 13,6-9) zeigt. --- „Umkehr“ meint in diesem Zusammenhang den Glauben an Jesus Chris-tus und an die durch ihn im Heiligen Geist geschenkte, unzerstörbare Gemeinschaft mit Gott, die uns aber niemals „einfach so“ zufällt. Darum mahnt der Apostel Paulus heute eindringlich zur Wachsamkeit (vgl. 1 Kor 10,1-6.10-12) und zeigt uns am Beispiel des Schicksals des Volkes Israel während des Wüstenzuges, dass auch wir uns unserer Erlösung nicht allzu sicher sein sollten (vgl. 1 Kor 10,12). Denn alle, die mit Mose durch die Wüste zogen, waren „unter der Wolke“ (lebten also in der Gegenwart Gottes) und haben sein (durch Jesus Christus erfolg-tes!) heilendes Handeln erfahren… – und doch starben die meisten von ihnen, weil Gott an ihnen keinen Gefallen hatte. Wie viele aus dem Volk Israel sind auch wir ständig in Gefahr, uns von der Gier nach dem Bösen beherrschen zulassen und daher genauso umzukommen. Niemand von uns kommt um echte Umkehr herum! --- Alle „irdische“ Antworten auf die Frage nach dem Warum des Leids (Leid als Prüfung oder Strafe etc.) sind allerdings unzureichend; auch der Verweis auf die durch den Kreuzestod Jesu geschenkte, unzerstörbare Gemeinschaft mit Gott vermag da allenfalls nur zu trösten. Eine wirkliche Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Leids kann uns niemand geben außer Gott selbst, der alle Fragen dann beantworten wird, wenn wir vollendet werden.
Gebet (GL 271,3): „Ruf´ uns zur Umkehr, sooft wir versagen; / Du bist barmherzig, vergibst uns die Schuld. / Antwort bist Du in verzweifeltem Fragen; / lehr´ uns Vertrauen, Verzeihen, Geduld. / Du hast für uns Deinen Sohn hingegeben, / Worte und Taten, aus denen wir leben.“ Amen.
4. Fastensonntag – C (29.03./30.03.): Entfremdung und freudige Versöhnung
Aus dem Evangelium: „´Mein Sohn war tot und lebt wieder, er war verloren und ist wiedergefunden worden.´ Und sie begannen ein fröhliches Fest zu feiern.“ (Lk 15,24.32).
Impuls: „Freue Dich, Du Stadt Jerusalem!“ so lautet der Eröffnungsvers des Sonntags „Laetare“ („Freu´ Dich!“). Mit Jerusalem ist die Stadt unseres Gottes gemeint, in der einst alle, die auf Gott hören, sein Wort als Maßstab für ihr Leben annehmen und ihr Leben allem Leid zum Trotz durch immer neue Umkehr gottgefällig und menschenfreundlich gestalten (vgl. den 3. Fastensonntag), für immer zu Hause sein werden. Dort, wo Menschen dazu bereit sind, wird „Jerusalem“ bereits im Heute Wirklichkeit! --- Das Volk Israel ist das erste Volk, das in dieser neuen Stadt Gottes wohnen darf. Nachdem es nach seiner Befreiung aus dem Sklavenhaus Ägypten 40 Jahre lang durch die Wüste gewandert war, gewährte ihm Gott aus Gnade einen Neuanfang im Kulturland Kanaan: Die Zusage Gottes an Josua, dass er seinem Volk vergeben und die ägyptische Schande heute von ihm abgewälzt habe, feiert das Volk mit dem Paschafest in Gilgal (vgl. Jos 5,9a.10-12): Endlich hat das Volk nach einer sehr langen Zeit in der Fremde wieder eine Heimat gefunden, darf somit „heimkehren“ und als erstes in das „neue Jerusalem“ einziehen… Wenn dies kein Grund zur Freude ist! --- In diese neue gött-liche Stadt lädt Gott auch uns, die wir (durch eigene Schuld) in der Fremde herumirren, ein. Der Apostel Paulus lebt in der Überzeugung, dass wir Menschen uns zwar immer wieder in unserem Leben (und unser Leben als Ganzes!) verfehlen, dass uns Gott jedoch durch Christus schon längst wieder mit sich versöhnt hat. Wer sich also mit Gott versöhnen lässt, ist wieder „in Christus“ und für den ist das Alte wirklich vergangen und Neues geworden (vgl. 2 Kor 5,17-21); wir müssen diese Versöhnung eben nur wollen… --- Wie das gehen kann, zeigt uns das heutige Evangelium (Lk 15,1-3.11-32): Der „verlorene Sohn“ bekennt vor seinem Vater seine Sünde aufrichtig und bereut von ganzem Herzen seine Entfremdung und die egoistischen Wege, die er eingeschlagen hat; darum nimmt ihn der „barmherzige Vater“ wieder in Liebe auf. Das heißt für uns: Wenn auch wir bereit sind, aufrichtig umzukehren, wird Gott auch uns, die wir uns von ihm immerzu entfernen und entfremden, wieder annehmen und uns unsere Verfehlungen vergeben. Dann können auch wir in froher Hingabe dem Osterfest entgegengehen (vgl. das heutige Tagesgebet). Wenn das kein Grund zur Freude ist!
Gebet (vgl. GL 271,1+3+4): „O Herr, aus tiefer Klage / erheb´ ich mein Gesicht, / und was ich bin, das trage / ich hin vor Dein Gericht. – Nun ist vor allen Sünden / die Finsternis mein Lohn. / O lass´ mich heimwärts finden / wie den verlor´nen Sohn. – Sei mir barmherzig heute, / lass´ blüh´n der Gnade Keim / und führ´ zum Fest der Freude / mich aus dem Elend heim.“ Amen.
Anregungen zu diesen Impulsen wurden i.d.R. entnommen aus: Andreas Gottschalk, Fürbitten in der Gemeinde für die Sonn- und Feiertage. Lesejahr C (Freiburg im Breisgau 2009). ☺ TIPP: Ausmalbilder für Kinder zu den Evangelientexten findet man unter: www.erzbistum-koeln.de/seelsorge_und_glaube /ehe_und_familie/familie_und_kinder/glauben_leben/familienliturgie/ausmalbilder_und_textseiten/
©OA St. Georg Pfaffenwiesbach/Friedrichsthal (Elmar Feitenhansl), 20.02.2025